LESUNG UND PUBLIKUMSGESPRÄCH
Harald Walser liest aus seinem Buch über Maria Stromberger, die 1898 nur wenige Kilometer entfernt von Stadl an der Mur im kärntnerischen Metnitz geboren wurde.
„Meinen Reichtum an Liebe habe ich in Auschwitz verstreut”, schrieb die österreichische Krankenschwester Maria Stromberger im Juli 1946 resignierend an den ehemaligen Auschwitz-Häftling Edward Pyś nach Polen. Sie befand sich in einem Internierungslager für ehemalige Nationalsozialisten - wie sie schreibt „mitten unter Nazis, SS, Gestapo”.
Das traf sie doppelt, hatte die erbitterte Gegnerin des NS-Staates doch in Auschwitz aktiv Widerstand geleistet und viele Häftlinge gerettet.
Sie hat mit ihrem Verhalten bewiesen,„dass man gegen Krieg und Totalität nicht neutral sein kann und darf” (Zitat aus dem Nachruf, Die Furche 1957).
Mit „Ein Engel in der Hölle von Auschwitz” holt Harald Walser Maria Stromberger aus der Vergessenheit heraus.
Die in der Geschichte des österreichischen Widerstands wohl einzigartige Frau war zu Lebzeiten in Polen hoch angesehen, wurde in ihrer Heimat Österreich aber kaum gewürdigt.
„Sie war ein fantastischer Mensch. Ich glaube, dass man sehr wenige Menschen im Leben trifft, die so ein warmes Herz haben, die sich mehr als Menschen zeigen.” (Artur Radvansky, Häftling in Auschwitz).
Zum Autor: HARALD WALSER ist Historiker, Jahrgang 1953, Studium der Geschichte und Germanistik, Dissertation über die „Illegale NSDAP in Tirol und Vorarlberg”, Lehrer und Direktor am Gymnasium Feldkirch, von 2008 bis 2017 Nationalratsabgeordneter.
HARALD WALSER
LUSTIG AUFG´SPIELT
Konzert
Die Familienmusik Ofner war viele Jahre bekannt und geschätzt für ihre Interpretation von echter traditioneller Volksmusik.
Sie traten seit Jahren nicht mehr gemeinsam auf wegen des fortgeschrittenen Alters der Eltern Ofner.
Im Rahmen unsere Reihe „Alte Meister der Volksmusik” präsentieren wir ein einmaliges Wiedervereinigungskonzert. (Wer weiß was daraus noch wird?)
Mit diesem Konzert werfen wir einen Blick auf die Tradition und Wurzeln der gelebten Volksmusik am Land. Die Familienmusik als kleinste Einheit der musikalischen Bildung, auf die alles Folgende aufbaut. Dieses Konzert ist auch der Ausgangspunkt, um eine der interessantesten Musikerpersönlichkeiten des Bezirks Murau vorzustellen.
Mit WALTER OFNER präsentieren wir 2022 einen Musiker und Künstler der die Vielfalt und Aufgeschlossenheit sowie Qualität von Künstler*innen in ländlichen Regionen exemplarisch abbildet. Aufgewachsen und musikalisch sozialisiert in der Blasmusik. Mit seiner Familie jahrelang in einem Ensemble der Volksmusik tätig. Mitglied in diversen Tanzmusiken sowie bei den regionalen Jagdhornbläsern. Organist in Kirchen. Musikpädagoge für junge Nachwuchsmusiker*innen. Und auch zuhause in der Neuen Musik und Improvisationskunst. Theatermusiker und Darsteller in der Elfriede Jelinek Uraufführung des GRIESSNER ENSEMBLEs von MOOSBRUGGER (2021 und 2022) und Musiker und Darsteller in der Uraufführung der Neuen Volksoper DAS ERDBEBEN IN CHILI (2022).
SOMMERKINO
Ulrich Seidl Deutschland, Frankreich, Österreich 2022
Richie Bravo, einst ein gefeierter Schlagerstar, jagt im winterlichen Rimini seinem verblichenen Ruhm hinterher. Es ist kein Zufall, dass er von „Amore” singt. Richie Bravo weiß, was er seinen Fans, überwiegend Frauen im sogenannten besten Alter, schuldig ist. Für ein paar Scheine extra liefert er Amore auch nach dem Auftritt. Und so routiniert er - mit blondierter Mähne und im glitzernden Dress -seine Lieder darbietet, so inbrünstig kommt er dann im Bett zur Sache.
Als eines Tages seine erwachsene Tochter vor ihm steht und das Geld einfordert, das er ihr nie gegeben hat, beginnt seine Welt zu kollabieren. Währenddessen zieht sein greiser, an Demenz erkrankter Vater in einem österreichischen Pflegeheim die immer gleichen Kreise und wird von seiner Nazi-Vergangenheit eingeholt.
Ulrich Seidl über seinen Film: „Es geht um Sehnsüchte. So verkauft Richie Bravo mit seiner Schlagermusik Träume. Es geht um Sehnsüchte nach Liebe, nach Geborgenheit und nach Zärtlichkeit - und immer wieder auch um das Scheitern daran.”
SZENEN AUS NEUEN STÜCKEN
In Kooperation mit uniT und DRAMAFORUM.
Das DramatikerInnenfestival stellt die Frage, was wir in unserer Welt im Moment vorfinden.
Was ist mit unserem Umgang mit dem Klima? Mit den Migrationsbewegungen? Mit der Rolle der Frauen? Und wer erzählt von all dem? Dramatische Literatur kann hörbar, sichtbar, erlebbar machen, was politisch gerne ignoriert oder gesellschaftlich marginalisiert wird: Theaterfiguren stehen im Rampenlicht, verkörpern die Welt und erzählen davon.
EIN JEDERMANN / DOMNUL IEDEMAN von Thomas Perle
Mit: Ferdinand Nagele
Thomas Perle hat den Jedermann neu interpretiert und geschrieben. Er charakterisiert die kapitalistische Gegenwart in der weder natürliche Ressourcen, noch menschliches Leben mehr Wert sind als finanzieller Profit. Und doch Theater kann das ändern.
JUICES von Ewe Benbenek
Mit: Alicia Peckelsen
Wo stehe ich als Tochter eine polnischen Gastarbeiterin in der deutschen Gesellschaft? Was mache ich mit den Erinnerungen an die Mutter und die Ungerechtigkeit ihres Alltags als Putzkraft? Wohin mit dem Frust über Ignoranz?
DONAUWELLEN von Thomas Perle
Mit: Aron Eichhorn, Irem Gökçen
Die Donau. Längster Fluss Mitteleuropas. 2.850km fließt sie seit Jahrtausenden dahin, beobachtet uns Menschen. Vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer.
Was bedeutet dieser Fluss für die Menschen? Und was bedeuten die Menschen für diesen Fluss?
DAS PFEIFEN VON WASÉSÔWO vonThyl Hanscho
Mit: Charlotte Kaiser und Edgar Sproß
Eine kärntner-slowenische Familiengeschichte, die von Heute bis in den Holocaust reicht und dabei die Mechanismen eines vielgestaltigen Verschweigens und Erinnerns beschreibt.
WOITSCH von Franziska Füchsel
Mit: Nataya Sam
Dieses Stück beschreibt in flirrender Sprache eine Beziehung, die innig, übergriffig, missbräuchlich, stützend, zärtlich, erotisch……..alles (!) sein kann.
EIN ABEND MIT DEM AUTOR
THOMAS PERLE Perle schreibt als Auftragswerk an einem Stück über die Protestantenvertreibung aus Stadl an der Mur und Umgebung. 2023 wird das Stück im GRIESSNER STADL uraufgeführt – da jährt sich die „Transmigration“ von Stadler, Einacher, Predlitzer, Falkendorfer, St.Ruprechter, St.Georgener Protestanten zum 250.Mal.
Thomas Perle recherchiert bereits in den Dörfern in Rumänien, wo die aus unserer Region vertriebenen Protestanten 1773 -1776 unter schwierigsten Bedingungen angekommen sind. In den nächsten Monaten wird er sich auch von Stadl an der Mur aus auf Spurensuche begeben.
THOMAS PERLE wurde 1987 im sozialistischen Rumänien/Siebenbürgen geboren. 1991 emigrierte er mit seiner Familie nach Deutschland, wo er in Nürnberg dreisprachig aufwuchs. Er absolvierte das Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien, das er 2015 mit Diplom abschloss.
Für seine Theaterstücke erhielt er verschiedenste Preise, unter anderen den Retzhofer Dramapreis 2019. Seine Stücke werden an renommierten Theatern aufgeführt. 2022 sehr erfolgreich die Uraufführungen seiner Stücke „Karpatenflecken“ am Deutschen Theater Berlin und „Ein Jedermann / Domnul Jedeman“ am Nationaltheater Radu Stanca Hermannstadt / Sibiu (Rumänien). Eine Aufführung am Burgtheater Wien ist in Vorbereitung.
THOMAS PERLE wird mit Ferdinand Nagele über das gemeinsame Projekt sprechen und er wird mit der Schauspielerin Nataya Sam und anderen aus seinen Stücken: „Ein Jedermann / Domnul Jedeman“ und „Donauwellen“ lesen.MUSIK, KUNST- UND KURZFILMFESTIVAL
Tickets und Line Up: www.ernte-festival.at
Die ERNTE ist ein elektronisches Musik, Kunst- und Kurzfilmfestival und gleichzeitig ein Fest der Lebensfreude.
„Die ERNTE findet in unserer Heimatregion im Bezirk Murau statt. Eine Gegend, an der unser Herz hängt, welche uns stark geprägt hat. Wir wollen mit der ERNTE einen Beitrag zur Entwicklung einer zeitgenössischen und auch international orientierten (Jugend-)Kultur in unserer Heimat leisten.”
Das mittlerweile zum 5. Mal stattfindende Festival lebt vom Input und der Mithilfe einer Vielzahl von Personen. Den organisatorischen Kern bildet der Musik- und Kulturverein ERNTE. Im Verein beteiligt sich ein solider Grundstock von Handwerker*innen, Techniker*innen und Künstler*innen, die alle für die ERNTE und ihre Prinzipien brennen. Junge Menschen, die in der Gegend leben und arbeiten und andere, die abgewandert sind und für dieses Projekt wieder zurückkommen. Die Umsetzung findet in Kooperation mit dem Kunstverein GRIESSNER STADL statt.
Die ERNTE ist bewusst nicht auf Profit ausgerichtet. Sie lebt vielmehr von der Zusammenarbeit und den individuellen Beiträgen vieler. Für kurze Zeit entsteht in Stadl an der Mur ein Kunst- und Begegnungsraum der anderen Art. Die Vision einer besseren Welt.
PROGRAMM
Donnerstag, 7. Juli:
ERNTE SEHEN Kurzfilmfestival
Eröffnung ab 16:00 – 02:00, Outdoor Filmscreening
Freitag, 8. Juli:
ERNTE Musikfestival - Kunst - Workshops – Kulinarik
Eröffnung Outdoor Bühne 12:00 – 03:00 Uhr
Indoor Bühne 03:00 – 07:00 Uhr
Samstag, 9. Juli:
ERNTE Musikfestival - Kunst - Workshops – Kulinarik
Outdoor Bühne von 12:00 – 02:00 Uhr
Indoor Bühne von 02:00 – 07:00 Uhr
Sonntag, 10. Juli:
ERNTE Musikfestival - Frühstückssalon - Sundowner – Closing
Frühstückssalon Bar von 09:00 – 12:00 Uhr
Outdoor Bühne von 12:00 – 22:00 Uhr, Closing
ist die Heimat für unsere Veranstaltungen. Er steht für sich als Manifest und ästhetische Behauptung für die inhaltliche Programmatik des KUNSTVEREIN STADL-PREDLITZ. Aus einem für die zeitgemässe Landwirtschaft nutzlos gewordenen historischen Stadl in traditioneller Holzhandwerkskunst aus 1767 wurde 2015 mit, vom Architekten Peter Hanousek entworfenen, Einbauten ein multifunktional nutzbarer Veranstaltungsraum.
auf diese zentralen Begriffe baut der KUNSTVEREIN STADL-PREDLITZ seine Aktivitäten auf. HEIMAT als wesentlicher Orientierungspunkt für unsere Identität. KUNST macht den Zauber und die Abgründe des Lebens sichtbar, setzt das Nachdenken über das Leben in Gang. RADIKAL steht für eine intensive, an die Wurzeln gehende kritische und lustvolle Auseinandersetzung.
gefördert von: